Recovery und Depression

Achtsamkeit ist in aller Munde und manchmal kann ich es schon nicht mehr hören. Als ob Achtsamkeit die Lösung aller Probleme wäre. Ein achtsamer Umgang mit uns selbst ist für Menschen mit einer psychischen Erkrankung eine große Herausforderung und dennoch eine Chance sich selbst und seine Umgebung im gegenwärtigen Augenblick wertfrei wahrzunehmen.

Mitgefühl für sich zu entwickeln, sich zu verzeihen, sich nicht abzuwerten und in einer depressiven Phase sich nicht die Schuld für alles Schmerzhafte im eigenen Leben zu geben ist auch ein Teil der Achtsamkeit.

Akzeptanz das eine Situation so ist, wie sie ist. Heute geht es mir nicht gut. Und das ist ok so! Wenn wir das wahrnehmen und annehmen können, haben wir einen großen Schritt zur Akzeptanz der eigenen Erkrankung geschafft.

Optimismus ist ein großes, fast unerreichbares Wort während einer depressiven Phase. Und ich hadere selbst damit. Aber der Satz: Gib jedem Tag eine Chance! Ist auch eine Entscheidung, die wir treffen oder zumindest jeden Tag versuchen können.

Eigenverantwortung, auch so ein großes Ding. Aber wer übernimmt sie sonst außer wir selbst. Auch dies ist eine Herausforderung und kann in ganz kleinen Schritten beginnen, z.B. sich Hilfe zu holen oder einfach einen Plan für eine Tagesstruktur zu machen.

Warum schreibe ich darüber? Ich mache seit einigen Wochen einen Recovery Kurs von den Erfahrungsexpert:innen mit. Zu Beginn war ich skeptisch, ob es nicht wieder nur um höher, schneller, weiter geht. Außerdem ging es mir selbst nicht besonders gut.

Aber ich bin sehr begeistert und merke, wie es mir von Woche zu Woche besser geht. Das Angebot richtet sich an Menschen mit einer psychischen Erkrankung und wird von Menschen mit eigenen psychischen Erfahrungen angeleitet.

Der Kurs ist sehr empathisch und mitfühlend. Es bietet viel Austausch und Verständnis mit den anderen Teilnehmern. Ist genau auf den Rhythmus der Erkrankung abgestimmt und bietet viele Möglichkeiten sich das aus der Recovery Kiste herauszunehmen, was zu einem passt.

Außerdem merke ich, dass es im Unterbewusstsein wirkt und positiv arbeitet. Und genau so ein Angebot brauchen Menschen mit einer psychischen Erkrankung.

Vielen Dank für diese bereichernde Erfahrung.